Ich glaube, hilf meinem Unglauben
Die neue Jahreslosung hat es in sich, sie klingt nach ja und nein, nach sowohl als auch und beides kann ich nicht gut haben. Glaube oder Unglaube! Geht es nicht eher um entweder oder! Was soll dieser Widerspruch?
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Dieser Vers aus dem Markusevangelium, Kapitel 9, ist das Ende eines Kampfes aus Hoffen und Verzagen.
Ein Vater sucht Hilfe für seinen Sohn. Der ist krank. Vom ersten Tag seines Lebens an hat er die Fallsucht – heute nimmt man an, dass es sich um Epilepsie handelt. Zwar kann man heute mit Medikamenten Epilepsie ganz gut behandeln. Bedrohlich und unberechenbar wirkt es dennoch nach wie vor.
Unser Vater hat also einen Sohn mit einer unberechenbaren und bedrohlich wirkenden Krankheit. Und diese Krankheit sucht den Sohn schon immer heim. Zu den unmöglichsten Zeiten, an den gefährlichsten Orten fängt der Junge an zu krampfen. Die Familie weiß nicht mehr weiter. Offenbar hatten sie von dem Wunderheiler Jesus gehört. Er ist die letzte Hoffnung. Er kann vielleicht was machen. Doch Jesus ist nicht erreichbar, lediglich seine Schüler sind vor Ort. Er bittet um Hilfe, doch nichts passiert. Es gibt einfach keine Heilung. Die Menschenmenge ist mittlerweile sehr aufgewühlt, Diskussionen kommen auf und endlich kommt Jesus. Der Mann, von dem gesagt wird, er würde Lahme gehend und Blinde sehend machen.
Der allerletzte Strohhalm, vielleicht doch noch Hoffnung? Der Vater wagt einen letzten Versuch: Wenn du kannst, dann erbarme dich Jesus. Hilf! Und Jesus antwortet: „Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“
Alle Dinge sind möglich! Alle!
Immer wieder stoße ich hier an meine Grenze. Was sind denn alle Dinge? Und gibt es eine Grenze vom Machbaren hin zum Hilfreichen und Richtigen? Etwas später sagt Jesus zu seinen Freunden: Wenn euer Glaube so groß wie ein Senfkorn wäre, dann könntet ihr zu dem Berg dort sagen: Rücke von hier dorthin! und der Berg würde es tun.
Alle Dinge sind dem möglich, der glaubt.
Welchen Sinn sollte es machen, einen Berg zu verrücken, welchen Nutzen hätte es und mit welchen Auswirkungen müsste man rechnen? Es ist keine Frage: Der Glaube macht vieles möglich, vielleicht sogar alles, was wir glauben, glauben können. Und die Grenze für das Mögliche liegt vielleicht in unserer Vorstellungskraft und unserem Gespür für richtig und falsch.
Alle Dinge sind möglich, dem der glaubt. Ich glaube! ruft der Vater!
Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!
Mein Glauben ist begrenzt, ich kann oft nicht weiter als bis zu meinen Fußspitzen sehen und glauben. Was die Zukunft bringt, welche Hoffnung, welche Möglichkeiten sich auftun – wer weiß das schon? Ich nicht! Aber du Jesus, du weißt das und weil du das weißt, kannst du mir in meiner Beschränkung helfen. Also hilf mir, hilf mir bitte!
Es ist keine Schande, seine Grenzen zu sehen und sie einzugestehen. Im Gegenteil, nur wenn ich weiß, wo meine Beschränkung ist, kann ich auch wissen, an welcher Stelle ich ansetzen muss und mir Hilfe suchen. Mein Glauben reicht manchmal nur bis zum nächsten Moment. Wie gut, dass ich dann Jesus bitten kann, für mich zu glauben, meinen Glauben zu stärken, mich zu überraschen. Wir haben es mit dem wohlwollenden, gnädigen, barmherzigen und liebenden Gott zu tun. Wem, wenn nicht ihm, können wir unseren Unglauben bekennen? Und das ist dann wiederum großer Glaube.
Ich wünsche uns ein glaubensstarkes Jahr und den Mut zu bekennen:
Ich glaube, hilf meinem Unglauben.