Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.
Ich liebe es zu taufen. Also Menschen, die ihren Glauben an Jesus Christus öffentlich bekennen können und wollen, dieses öffentliche Bekenntnis zu ermöglichen. Und mehr als das. Die Taufe verstehe ich auch wie ein Versprechen, eine Zusage, eine Bindung, die in vollem Bewusstsein miteinander eingegangen wird. Der Mensch erkennt und bekennt: Ich gehöre zu Jesus, dem Mensch gewordenen Gott, der sich mit allem aus voller Liebe für uns hingegeben hat, damit wir frei leben können.
Ich liebe es also, Menschen dabei zu begleiten, diesen Schritt in Sachen Bindung an Jesus zu gehen. Der Moment, an dem wir ins Wasser gehen, zuerst ich und dann der Täufling (Ausdrücklich gibt es den Täufling nur grammatisch mit Genus!) nachkommt, ist für mich immer sehr bewegend. Und natürlich bete ich dann: „Herr hilf, ohne Dich wird das hier leer und bedeutungslos.“
Wenn der Täufling sich meiner Führung und vor allem der bedingungslosen Liebe Gottes anvertraut und sich ins Wasser fallen lässt: Dieser Augenblick ist unbeschreiblich. Ja, ich bekenne: Ich liebe es zu taufen.
Fragt man mich aber nach meiner liebsten Kasualie (Kasualien sind kirchliche Handlungen, die aufgrund eines besonderen Umstandes vollzogen werden. Das sind neben der Taufe die Trauung und die Beerdigung), fragt man mich also nach meiner liebsten Kasualie, muss ich bekennen: Es ist die Beerdigung, genauer: die Trauerfeier.
Wann immer ich bekenne, diese Leidenschaft zu haben, ernte ich hochgezogene Augenbrauen. Ich nehme an, diese Leidenschaft teile ich mit vielen Bestattern: Menschen zu beerdigen heißt ja zuerst einmal Hinterbliebene zu begleiten. Die Begleitung sieht jedes Mal ganz anders aus und jedes Mal bin ich erneut herausgefordert, mich zu fragen, was jetzt gerade dran ist. Ich frage dann Jesus. Er ist mein Herr, mein Retter, mein Freund und Helfer. Er ist mein Ratgeber und oft genug rät er mir: Schweige. Warte. Trost braucht Zeit, Trostworte erst recht.
Der Bibelvers, der für den Monat April gewählt wurde, ist für mich ein echtes Trostwort: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich“. (1Kor 15,14b) Dieses Trostwort hat keinen Platz, wenn der Hinterbliebene gerade erst den (zumeist) geliebten Menschen verloren hat. Aber etwas später, wenn der erste Schock gedämpft ist. Dann kann es durchaus tröstlich sein, denn es verweist auf eine Dimension des Lebens, die uns verschlossen bleibt, solange wir auf der Erde leben. Sie erschließt sich erst am Ende des Lebens, wenn wir schauen können, was wir geglaubt haben. Die Bibel „Hoffnung für alle“ überträgt das Bibelwort etwas anschaulicher und verständlicher: „Was in die Erde gelegt wird, ist vergänglich; aber was zum neuen Leben erweckt wird, ist unvergänglich.“ Der Apostel Paulus schreibt diese Zeilen an die Christen in Korinth. Er versucht, mit diesen Worten die Auferstehung zu erklären. Wie sehen Menschen aus, die auferstanden sind? C.S. Lewis, der große irische Schriftsteller schreibt in seinem vielleicht bekanntesten Werk Narnia, wie er sich die Auferstehung vorstellt: Da werden die Menschen wirklicher und schöner als sie es in ihrem irdischen Dasein waren. Und das ist wirklich unverweslich.
Für mich ist das ein schöner Trost, ich lasse mich selbst gern auf diese Weise trösten und versuche andere zu trösten. Und ja, außerdem liebe ich es zu taufen.