Suche Frieden und jage ihm nach
Ist das jetzt sein Ernst? Ich meine, ich bin eine Kundin und als solche sollte mir doch ein wenig Entgegenkommen zustehen. Stattdessen wird mir der Eindruck vermittelt, ein Störfaktor zu sein. Kunde droht mit Auftrag. Das ist neu hier. Früher war das anders: Ich wurde mit Namen begrüßt und ausgesprochen freundlich behandelt. Ich kam mir immer wichtig vor und die lange Wartezeit wurde mir mit Charme „verkauft“. Allein deshalb fuhr ich dreimal im Jahr durch die halbe Stadt und gab mein Auto immer beim gleichen Händler in die Wartung. Nun ist der alte Meister weg und damit der Charme, die Freundlichkeit. Ich bin genervt. Mein Gedankenkarussell dreht sich immer schneller. Fast wird mir schwindelig. Ablenkung ist jetzt herzlich willkommen.
Da stoße ich auf die Jahreslosung 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach“ steht in Psalm 34 und nun auch als inneres und äußeres Thema über einem ganzen Jahr.
Suche Frieden! Das ist ein aktives Geschehen, das meine Aufmerksamkeit fordert und mich herausfordert. Denn Frieden, das ist nicht der große Wurf. Er fängt im Kleinen an. Hier, im Autohaus, dem neuen Meister gegenüber. Klar könnte ich auf den Putz hauen, nach dem Motto: Meinen Namen vergessen die nie. Aber ist das friedfertig? Ist das angemessen? Bringt es irgendjemanden weiter? Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ich habe lediglich meinem Unmut Luft gemacht. Aber erreicht habe ich nichts, schon gar keinen Frieden.
Frieden in biblisch-alttestamentlichem Verständnis ist mehr als wir heute in unserem Sprachgebrauch wahrhaben können. Frieden – Schalom -, das ist nicht die Abwesenheit von Krieg. Das ist das Heil-Sein meines ganzen Lebens, das Heil-Sein unserer Gesellschaft und unserer Welt. Schalom ist Wohlergehen, Unversehrtheit, Ruhe, Glück – ja, das alles und mehr…
Neben mir wird der Weihnachtsbaum geschmückt, der Advent steht unmittelbar vor der Tür. Die Zeit der Erwartung, des Sehnens und Hoffens bricht an. Gott wird Mensch in Jesus Christus. Dieser Jesus nennt die selig oder glücklich zu preisen, die Frieden stiften. Wieder dieses Thema: Frieden. Ja Frieden stiften, Frieden suchen, ihm sogar nachjagen. Ein riesiges Thema, wie mir scheint. Zu groß für einen allein.
Aber das muss ja auch niemand allein stemmen. Im Gegenteil. Wenn Jesus die selig nennt, die Frieden stiften, dann geschieht das immer in Abhängigkeit vom Friedefürsten selbst. Jesus ist dieser Friedefürst. Das wunderbare ist, dass der Friede, dem nachzujagen wir aufgefordert sind, von diesem Friedefürst ausgeht – direkt und in mein und in dein Herz. Sucht Wohlergehen, Unversehrtheit, Ruhe und Glück und jagt ihnen nach. Sucht sie – in Jesus.
Wie das geht?
Vielleicht doch, indem ich mich selbst nicht zu wichtig nehme. All diese vermeintlich ehrverletzenden Ereignisse können doch nur deshalb so sehr an mir kratzen, weil ich meinen Wert aus der Wertschätzung und Achtung anderer ziehe. Was, wenn ich die Botschaft des Evangeliums ernstnehme und annehme, ja glaube, dass ich wertvoll bin, weil ich bin, dass das Tun und Lassen anderer meinen eigenen Wert nicht beeinflusst?
Gott, der Mensch wurde, der sich in Person in die friedlose Welt begab und stets neu begibt, ist der, der mir meinen Wert gibt und der die Sehnsucht nach Frieden in mir weckt. Und er hilft mir auch, diesem Sehnen auf die Spur zu kommen, immer mehr Erfüllung zu finden.
Ich finde es im Übrigen bemerkenswert, dass mein Autohändler erst jetzt, nach dem Ewigkeitssonntag, das Autohaus weihnachtlich schmückt. Wie schön! Das hat was Friedvolles – Ruhe und Glück liegen für mich darin.
Und das werde ich auch äußern, wenn ich nachher mein Auto wiederbekomme; mit Winterreifen und fit für den Winter gemacht.

Anja Bär – auf der Jagd nach Frieden